Sonntag, 30. Oktober 2016

Mühle Rasiercreme Sandelholz

Eine Woche mit der Mühle Sandelholz-Rasiercreme ist um. Hier meine Erfahrungen.

Duft: Ich habe ja schon vor einigen Tagen berichtet, dass der erste Eindruck nicht so genial war. Dass es um Sandelholz gehen soll, erahnt man noch, aber darüber gibt es eine Schicht Allerweltsgeruch, völlig ohne die sanfte Natürlichkeit, die die Creme vor einigen Jahren noch hatte. Auch nach einer Woche bleibe ich dabei: Das ist nicht mein Ding. Der Duft ist inzwischen zu sehr an die künstlichen Drogeriedüfte angenähert, an die wir uns in den letzten Jahrzehnten künstlicher Duftstoffe gewöhnen mussten.

Schaumfreudigkeit: Der Schaum ist alles andere als üppig und bleibt flach. Das muss nicht schlecht sein, macht aber weniger Spaß als die kräftig schäumenden Cremes. Die Mühle Rasiercreme ist auch nicht besonders ergiebig, weil man ständig geneigt ist, mehr Creme zu nehmen, um doch noch ein Bisschen Volumen zu sehen. Aber selbst ohne diese Effekt braucht man mehr davon als von anderen Cremes.

Pinselfestigkeit: Am besten hat es bei mir mit einem harten oder mittelfesten Pinsel funktioniert, allerdings gilt das für die meisten Cremes und ist daher vielleicht eher meine eigene Präferenz als eine Notwendigkeit der Rasiercreme. Bei einem weichen Pinsel entsteht mit der Mühle-Creme einfach zu wenig Schaum, sodass fast alles im Inneren verschwindet und man ständig damit beschäftigt ist, doch noch ein wenig Schaum herauszudrücken. Normalerweise ist dort ja der beste Schaum anzutreffen, aber hier ist es mir einfach zu wenig für diese Technik.

Kaufe ich sie wieder? Nein. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich diese Tube jemals leer bekommen soll. Ich fürchte, sie wird auf meinem Rasierfriedhof landen und dann in vielen Jahren für einen Test der Haltbarkeit wieder ausgepackt werden.

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In meinem Rasier-Buch steht noch viel mehr über Rasiercreme.

Samstag, 29. Oktober 2016

Die letzten Rotbart-Klingen

Die klassische Markenklinge seit 50 Jahren. Und jetzt ist sie weg.


Procter & Gamble hat es wohl noch einmal versucht, aber dann vor ein paar Jahren den Stecker gezogen. Auf dem Bild sieht man die letzte mir bekannte Verpackung der Rotbart-Klinge, die wohl noch einmal das Altmodische betonen sollte und sich an die ursprünglichen Pappschächtelchen angelehnt hat, in denen die Klingen schon vor Jahrzehnten verkauft wurden.

Das war eigentlich schon nicht mehr stilgerecht, denn seit ich denken kann, gab es die Rotbart immer in den praktischen Spendern, erst aus Metall, später aus Kunststoff. Das wirkte aber im neuen Jahrtausend auf einmal weder altmodisch genug noch modern genug, sodass es wohl noch einmal mit der Pappverpackung probiert wurde. Die hat natürlich den Nachteil, sich im Kulturbeutel aufzulösen. Aber die Klingen waren dennoch immer noch meine Lieblingsklingen.

Jetzt sind sie weg, was wirklich betrüblich ist. Man kann noch Restebestände kaufen, aber das wird wohl bald aufhören. Ich habe noch einen kleinen Vorrat und werde diese Klingen verwenden wie einen guten Wein.

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In meinem Rasier-Buch steht, warum diese Klinge so toll ist.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Zwei Rasur-Durchgänge mit dem Fusion

Normalerweise mache ich zwei Rasier-Durchgänge, davon den ersten mit einem Einklingen-Rasierer (also einem Rasierhobel) und den zweiten mit einem Systemrasierer. In den letzten Tagen hatte ich wenig Zeit und habe daher beide Durchgänge mit dem Systemie gemacht. Diesmal war der Fusion dran.

Da kommen natürlich zwei Fragen auf:

1. Ist das wirklich schneller?
2. Ist es genauso gründlich?


Wirklich schneller ist es nicht, zumindest wenn man die tatsächlich verstrichene Zeit misst. Man gewinnt vielleicht ein paar Sekunden, weil man den Fusion schneller führen kann als den Hobel und weil man weniger auszuspülen hat. Aber seltsamerweise geht es gefühlt viel schneller, weil man weniger mentale Arbeit zu leisten hat. Der Wechsel der Rasierer bindet Aufmerksamkeit, und der Hobel verlangt ohnehin mehr Konzentration als der Fusion. Der Geschwindigkeitsgewinn ist also tatsächlich vorhanden, aber nur im Kopf, nicht am Kopf. Aber manchmal hat man seinen Kopf eben woanders, und dann ist dieser Effekt ein sehr willkommener.

Dann zur Gründlichkeit. Viele erwarten, dass ein Hobel gründlicher ist als ein Systemrasierer. Aber das ist definitiv nicht der Fall. Ich hätte sogar beinahe kleinlaut eingeräumt, dass die Rasur an den Systemie-Tagen gründlicher war als normalerweise. Aber so schlimm war es dann doch nicht. Dem zweiten Durchgang ist einfach ziemlich egal, wie gründlich der erste war, sodass es in beiden Fällen ununterscheidbar gründlch ist. 

Was natürlich zu der Frage führt, wieso man überhaupt einen Hobel verwenden sollte. Eine Antwort lautet: Weil es cooler ist. Die alten Klingen haben einen Charme, auf den ich nur ungern verzichten möchte.

Aber der vielleicht wichtigere Grund ist, dass der Hobel bei längeren Barthaaren angenehmer ist. Ein Fusion verkrallt sich bei längeren Haaren im Bart und ziept stärker als die eine Klinge des Hobels. Der Effekt ist nur recht schwach, wenn man sich täglich gründlich rasiert, aber schon nach eineinhalb Tagen empfinde ich den Unterschied als deutlich.

Der Grund für den Einklingenrasierer ist also genau das Gegenteil dessen, was die meisten erwarten würden: Die Rasur wird angenehmer. Erstaunlich, oder?

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Mehr zu Systemies und Hobeln steht in meinem Rasier-Buch

Dienstag, 25. Oktober 2016

Seifenstaub im Rasierpinsel?

Wer seinen Rasierpinsel täglich nutzt, verfällt schnell in eine Routine und wird von Tag zu Tag schlampiger beim Säubern. Das kann sich nach einiger Zeit zu einer dicken Schicht Seifenstaub (und Kalk) auf den Haaren addieren.

Das wiederum ist schlecht, weil der ständige Kontakt der Seife mit den Haaren ziemlich aggressiv ist und die Haare brechen lässt. Auf der Seite von Shavemac findet sich der Link zu einem anschaulichen Video dazu, das zeigt, wieviel Staub aus dem armen Pinsel kommen kann. Ich habe daraufhin erst einmal bei meinen Lieblingspinseln nachgesehen, ob das dort auch passiert (hat es nicht, zum Glück).

Es gibt sehr unterschiedliche Philosophien, wie man den Pinsel am besten ausspülen sollte. Ich will hier nicht in die Tiefe gehen (das ist ja eher etwas für ein gutes Buch), aber die Seife sollte das möglichst auch nicht tun. Daher empfehlen viele, den Pinsel nur so auszuspülen, dass der Griff oben ist und das Wasser Richtung Haarspitzen des Pinsels läuft, also nicht ins Pinselinnere. Nach meiner Erfahrung funktioniert das aber nicht gut, weil dann immer sehr viel Seife auf den Haarspitzen verbleibt, selbst wenn man sehr lange spült. Man sieht das, wenn man ihn anschließend stark ausschüttelt, weil dann Seifenschaum auf der Spitze sichtbar wird. Die Spitzen sind aber noch empflindlicher als die dicken Teile der Haare, und zudem kommt man mit ihnen direkt in Kontakt.

Ich lasse daher nach einem ersten Spüldurchgang das Wasser von oben direkt ins Pinselinnere laufen. Ich weiß, dass das viele für Häresie halten, aber immerhin hat mir ein Bürstenmacher bestätigt, dass er es genauso macht. Und schließlich stauben meine Pinsel nicht:-)

Aber bitte Vorsicht: Der Wasserstrahl soll nicht mit Karacho ins Peiselinnere, sondern er soll die feinen Spitzen vom Schaum befreien. Ich halte die unteren Haare daher mit einem ringförmigen Finger etwas zusammen, damit der Strahl abgedämpft wird.

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Weil du jetzt viel mehr über die Pflege von Rasierpinseln wissen möchtest, könntest du mein Buch übers Rasieren kaufen.


Montag, 24. Oktober 2016

Mühle Rasiercreme Sandelholz

Sandelholz-Rasiercremes sind geruchlich oft ein wenig streng und machen alles andere platt. Die Rasiercreme von Mühle war eine seltene Ausnahme mit dezentem Duft und zahlreichen holzigen Noten. Vorbei: Die neue Tube enthält Mainstream-Seifengeruch. 

 

Das war jetzt echt eine Enttäuschung. Mühle hatte früher eine tolle Sandelholz-Rasiercreme in einem kleinen weißen Tiegel mit grünem Deckel. Sie hatte einen wundervoll herbstlichen Duft, der einerseits natürlich und andererseits völlig unaufdringlich war. Mein Tiegel war leer und ich hatte schon ein dummes Gefühl, dass die neue Verpackung ganz anders aussieht. Natürlich war dann auch der Inhalt anders. 

Die Natürlichkeit ist weg, dafür riecht sie jetzt wie eine ganz normale Seife von Douglas. Ich fürchte, die allgemeine Geruchsempfindung hat sich so an die Unnatürlichkeit gewöhnt, dass sich der usprünglich echte Duft nicht gut verkauft hat. Tja. Jetzt habe ich 75 Gramm Allerweltsduft, der noch nicht einmal besonders schaumfreudig ist. 

Ich habe mir zu Regel gemacht, die Produkte nur noch einmal wöchentlich zu wechseln. Also werde ich wohl oder übel eine Woche am Ball bleiben müssen. Es sieht aber nicht danach aus als würde es viel länger werden. Wirklich schade.

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In meinem Rasier-Buch steht noch viel mehr über Rasiercremes und über die Hohe Kunst des Aufschäumens. 

Sonntag, 23. Oktober 2016

Zwanzig mal Rasiercreme von Nassrasur.com

Der Shop von Nassrasur.com ist für seine tollen Proben bekannt, die wirklich ihr Geld wert sind - und ich habe mich durchs Sortiment geklickt. Zwei Werktage später hat der freundliche Hermes-Mann folgendes gebracht:
Inhalt des Pakets und in Kürze auch des Blogs: 20 verschiedene Rasiercremes und mehr.



Es sind jede Menge 10-ml-Proben dabei, die ich jetzt immer wochenweise durchprobieren werde. 10 ml sind eine prima Menge, weil man damit viel Abwechslung haben kann, zugleich aber jede Sorte auch wirklich für ein paar Tage verwenden kann.


Der Inhalt meines Blogs dürfte damit für die kommenden Wochen gesichert sein.  


Bis dahin könntest du ein gutes Rasier-Buch kaufen, um gedanklich auf die vielen Besprechungen vorbereitet zu sein.

Truefitt & Hill: West Indian Limes - Das Rasierwasser von Prince Philip, Duke of Edinburgh und Prinzgemahl der britischen Königin Elisabeth II

Lange Zeit dachte ich, West Indian Limes von Truefitt & Hill sei mein Lieblingsrasierwasser. Dann musste ich feststellen, dass es gar kein Rasierwasser war, sondern ein "Cologne". Dummerweise war diese Feststellung damit verbunden, dass ich versehentlich meine leere Flasche durch eine neue Flasche des Aftershaves ersetzt habe. Das sollte eigentlich nicht so schlimm sein, aber leider bildete sich exakt in diesem Moment eine Unverträglichkeit gegen den guten Trunk heraus, und ich musste auf andere Wässerchen umsteigen.
Keine Ahnung, ob die Unverträglichkeit mit dem höheren Alkoholgehalt des Aftershaves gegenüber dem Cologne zu tun hat, aber jedenfalls vertrage ich seitdem keinen Alkohol mehr auf der rasierten Haut. Sehr betrüblich. So steht meine letzte Flasche West Indian Limes fast voll im Schrank und wartet auf bessere Zeiten seines Besitzers.
Der ergeht sich derweil in Erinnerungen an den Salon in London, wo er die erste Flasche gekauft hat. Die Mitarbeiter bei Truefitt & Hill konnten es nicht lassen, davon zu schwärmen, wie gern der Prinzgemahl ihrer Königin dieses kostbare Nass immer wieder bestellt. Wenn mich nicht schon der grandiose Duft zum Kauf gebracht hätte, dann hätte bestimmt diese Information den Ausschlag gegeben.
Ich kann es jedem ans Herz legen. Aber achte bitte darauf, dass du das Cologne nimmst. Du erkennst es daran, dass es in einer Sprühflasche kommt, wogegen das Aftershave als Splash geliefert wird, das man also mit der hohlen Hand auf die Backe klatscht. Was mich nur etwas besorgt ist, dass es auf der Internet-Seite von Truefitt & Hill als "out of stock" geführt wird. Hoffen wir mal, dass das nur vorübergehend ist. Aber bei Amazon ist es derzeit immerhin noch erhältlich.
Ich teste derzeit die sanftere Variante, die West Indian Limes als Lotion; ich werde berichten.
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Du könntst jetzt mein Buch kaufen, weil dort viel über Hautprobleme und Rasierwässer drinsteht.

Samstag, 22. Oktober 2016

Gillette Mach 3 - der Youngtimer

Was war der Mach3 für eine Rakete, also Jet meine ich, als er neu rauskam. Unglaublich scharf, präzise, flexibel, langlebig. Wir konnten uns nicht mehr halten vor Superlativen. Und jetzt: ein Youngtimer.

Seit drei Wochen habe ich mal wieder einen im Einsatz. Scharf ist er immer noch, aber er hat keine gute Kurvenlage mehr, zumindest gemessen an heutigen Systemen. Auch das Fahrgeräusch ist nicht so toll: irgendwo zwischen kratzig und billig, so wie das Türgeräusch eines französischen Autos. 

Zu keinen Zeitpunkt ist es mir gelungen, so gründlich rasiert zu sein wie beim Fusion. Aus Erfahrung weiß ich, dass er auch schneller abstumpft. Beim ersten Entwurf dieses Beitrags habe ich mir noch eingeredet, dass nach drei Wochen Schluss sein muss, aber dast stimmt so nicht. Ich hätte ihn länger verwenden können, aber ich wollte nicht mehr. Der Mach3 ist inzwischen an einer Stelle platziert, die ich nicht mehr so sehr mag. Ich bevorzuge entweder weniger (= den Hobel) oder mehr (= den Fusion).

Fazit: Es gab in den letzten Jahren offenbar einen echten Fortschritt in der Rasiertechnik. Wir wussten gar nicht, wie gut Rasieren werden kann. 

Und: Der Mach3 ist zwar billiger als der Fusion, aber der hält deutlich länger. Damit liegen die beiden preislich gar nicht so weit auseinander. 

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Du möchtest jetzt bestimmt mein Buch kaufen, um mehr über Rasiersysteme zu lesen.

Pro Woche ein Mach: Mach3 nach drei Wochen.

Männersache Rasieren - die 1. Auflage ist da!

Es ist vollbracht: Seit Oktober 2016 ist die 1. Auflage meines Buches Männersache Rasieren lieferbar!

 

Diese Auflage ist die erste offzielle Auflage. Bisher war mein Rasier-Buch nur in einer Vorab-Auflage für Insider verfügbar (die berühmte 0. Auflage), in der anfangs noch ein paar üble Fehler steckten (so zum Beispiel einige falsche Seitenverweise, die übrigens eine andere Ursache hatten als die meisten dachten). In dieser Auflage sind solche Fehler jetzt ausgemerzt, und ich konnte jede Menge Hinweise und Anregungen der ersten Leser berücksichtigen.

Also los geht's: Kauft euch die Männersache Rasieren (natürlich auch im Buchhandel und bei guten Geschäften für Rasierzubehör).