Da kommen natürlich zwei Fragen auf:
1. Ist das wirklich schneller?
2. Ist es genauso gründlich?
Wirklich schneller ist es nicht, zumindest wenn man die tatsächlich verstrichene Zeit misst. Man gewinnt vielleicht ein paar Sekunden, weil man den Fusion schneller führen kann als den Hobel und weil man weniger auszuspülen hat. Aber seltsamerweise geht es gefühlt viel schneller, weil man weniger mentale Arbeit zu leisten hat. Der Wechsel der Rasierer bindet Aufmerksamkeit, und der Hobel verlangt ohnehin mehr Konzentration als der Fusion. Der Geschwindigkeitsgewinn ist also tatsächlich vorhanden, aber nur im Kopf, nicht am Kopf. Aber manchmal hat man seinen Kopf eben woanders, und dann ist dieser Effekt ein sehr willkommener.
Dann zur Gründlichkeit. Viele erwarten, dass ein Hobel gründlicher ist als ein Systemrasierer. Aber das ist definitiv nicht der Fall. Ich hätte sogar beinahe kleinlaut eingeräumt, dass die Rasur an den Systemie-Tagen gründlicher war als normalerweise. Aber so schlimm war es dann doch nicht. Dem zweiten Durchgang ist einfach ziemlich egal, wie gründlich der erste war, sodass es in beiden Fällen ununterscheidbar gründlch ist.
Was natürlich zu der Frage führt, wieso man überhaupt einen Hobel verwenden sollte. Eine Antwort lautet: Weil es cooler ist. Die alten Klingen haben einen Charme, auf den ich nur ungern verzichten möchte.
Aber der vielleicht wichtigere Grund ist, dass der Hobel bei längeren Barthaaren angenehmer ist. Ein Fusion verkrallt sich bei längeren Haaren im Bart und ziept stärker als die eine Klinge des Hobels. Der Effekt ist nur recht schwach, wenn man sich täglich gründlich rasiert, aber schon nach eineinhalb Tagen empfinde ich den Unterschied als deutlich.
Der Grund für den Einklingenrasierer ist also genau das Gegenteil dessen, was die meisten erwarten würden: Die Rasur wird angenehmer. Erstaunlich, oder?
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Mehr zu Systemies und Hobeln steht in meinem Rasier-Buch.
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