Dienstag, 8. November 2016

Test Philips OneBlade als Nassrasierer

Hier ist mein Eindruck der OneBlade von Philips, eingesetzt wie ein normaler Nassrasierer. 

Ich hatte keine hohen Erwartungen, und das ist immer eine gute Voraussetzung. Genauer gesagt, habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet: mit lautem Brummen und Gestank. Gemessen daran waren meine ersten Rasuren ziemlich gut.
Das Brummgeräusch ist nicht gerade Musik, aber auch nicht so schlimm wie bei einem echten Elektrorasierer. Gestank gibt es auch nicht, denn man kann den OneBlade mit Ölgrundierung und echtem Schaum verwenden, was ich aus Gründen der morgendlichen Freude auch getan habe.

Sanftheit des Philips OneBlade

So vorbereitet gleitet der Scherkopf wie ein Luftkissenfahrzeug über die Wange. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, noch nie eine so sanfte Rasur gehabt zu haben, nicht mit einem Elektrorasierer und erst recht nicht mit einem Nassrasierer. Ehe jetzt alle losstürmen und sich einen OneBlade kaufen, bitte ich aber noch bis zum nächsten Teil meines Tests zu warten, denn hier geht es erst einmal nur um die Sanftheit, nicht um so nebensächliche Dimensionen wie Gründlichkeit.

Der OneBlade ist wohl deshalb so sanft, weil er wie ein Balkenmäher in klein arbeitet und nur seitlich schneidet, also wie eine Schere. Die Barthaare werden dadurch deutlich oberhalb der Haut abgetrennt, wodurch nichts ziept oder reißt und wodurch auch kein Haar einwachsen kann, einfach weil es zu weit heraussteht. Ich habe bei Philips keinen Hinweis darauf gefunden, wieso die Fläche in der Mitte des Scherkopfes gerillt ist, aber ich vermute, dass das zu besseren Gleiteigenschaften führt. Zudem sind die Spitzen der Mähbalken mit Kunststoff überzogen, was ein Einbohren in die Haut verhindert.

Das alles zusammengenommen führt dazu, dass die "Klinge" wirklich über die Haut schwebt und die Barthaare sanft abtrennt. Man kann so ziemlich jede Dummheit begehen ohne dass man sich ernstlich verletzt. Arbeitet man ohne Dummheiten, also wie bei einem normalen Nassrasierer angeraten, dann erhält man ein unübertroffen sanftes Rasiererlebnis. Es ist gar keine Frage, dass man den OneBlade auch trocken einsetzen kann, aber nass wird er wirklich zu einem Erlebnis der Sanftheit.

Natürlich werden meine gewitzten Leser schon ahnen, wie es weitergeht, wenn wir zur zweiten Dimension des Rasurerlebnisses kommen.

Gründlichkeit der Rasur

Nach meiner ersten Rasur wurde ich mit den Worten begrüßt: "Huch, hast du dich heute noch nicht rasiert?", was kein gutes Zeichen war. Nach zwei Tagen Rasur mit dem OneBlade begann die erste Unterhaltung vor der Haustür: "Cool, du lässt dir einen Bart wachsen!" Am dritten Tag intensivierte ich die Inbrunst der Arbeit mit dem OneBlade und arbeitete mich intensiv in drei Durchgängen durch den Schaum. Die gute Nachricht ist, dass der Akku immer noch 95% anzeigt, die schlechte, dass das für eine ganz schön lange Akkulaufzeit spricht. Denn mit einem normalen Rasierhobel oder anderem Nassrasierer wäre ich definitiv schneller fertig gewesen, aber buchen wir das unter Unerfahrenheit mit diesem Gerät ab.

Schlimmer zählt, dass sich immer noch gänzlich unbeteiligte Menschen hinter meinem Rücken anschubsen und kichernd auf den Autor der Rasierbuches deuten, der mit übelsten Stoppeln im Gesicht herumläuft. Wie man den brummenden OneBlade auch dreht und wendet, der Bart bleibt da.

Der OneBlade ist wirklich kein Rasierer

Vor kurzem habe ich mich noch über den Werbespruch von Philips lustig gemacht, der OneBlade sei gar kein Rasierer. Heute weiß ich, dass es stimmt: Das Gerät mag als Heckenschere für Pilzkulturen einsetzbar sein, aber gewiss nicht zum Rasieren. Kein anderer Rasierer ist so sanft wie dieser - aber keiner ist auch so wenig gründlich. Inzwischen habe ich alle möglichen Tests über das Gerät gelesen (ich mache so etwas grundsätzlich erst nach meinen eigenen ersten Versuchen), und jedesmal gibt es einen verschämten Hinweis auf die geringe Gründlichkeit.

Ich glaube, wir müssen der Realität ins Auge sehen: Der OneBlade ist kein Rasierer. Es ist ein Barttrimmer. Und er mag geeignet sein, dauerhaft einen Dreitagebart aufrechtzuerhalten. Aber für eine echte Rasur ist er komplett ungeeignet.

Deshalb werde ich den Einsatz auch erst einmal unterbrechen müssen, denn ich muss derzeit ein wenig besser rasiert aussehen als es diese Philips-Innovation zulässt. Außerdem geht mir das sanfte Herumgegleite inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich spreche von der Männersache Rasieren, da muss es einfach härter zur Sache gehen als mit so einem Softi-Teil. Morgen greife ich zum borstigsten Pinsel und zur härtesten Klinge, die ich im Arsenal habe.

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Und ich lese noch einmal in meinem eigenen Buch die Kapitel über eine gründliche Rasur.

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