Als Autor eines Rasierbuches werde ich naturgemäß häufiger alle möglichen Dinge über die Rasur gefragt. Eine der gängigeren Fragen lautet: "Ist es eigentlich gründlicher, sich gegen den Strich zu rasieren oder mit dem Strich?"
Ich finde diese Frage erstaunlich, besonders wenn sie von jemandem über 50 gestellt wird. Ich hätte erwartet, dass jeder nach mehreren Jahrzehnten Rasiererfahrung die Antwort selbst herausgefunden haben sollte, zumal sie so leicht zu erkennen ist: Die Rasur gegen den Strich ist gründlicher, und zwar sehr viel.
Wieso weiß das nicht jeder? Ich vermute, weil die Frage eigentlich eine andere ist. Dass die Rasur gegen den Strich gründlicher ist, weiß natürlich fast jeder. Was die meisten hingegen nicht wissen, wie man sich gegen den Strich rasiert, ohne dass es schmerzt und ohne dass Blut fließt. Die Frage enthält also die (natürlich vergebliche) Hoffnung darauf, dass ich bestätigen werde, die Rasur mit dem Strich sei genauso gründlich wie gegen den Strich, wenn man es denn nur richtig macht. Leider kann ich das nicht bestätigen: Wer es gründlich will, kommt auf die Rasur gegen den Strich nicht herum.
Diese Nachricht ist aber viel weniger schlimm als sie scheint. Es gibt zwar keinen Trick, wie man sich mit dem Strich genauso gründlich rasieren kann wie gegen den Strich. Aber es gibt einen Trick, durch den es gegen den Strich nicht schlimm wird. Und der geht so:
Man teilt die Rasur auf zwei Durchgänge auf: einen mit, einen gegen den Strich. Der erste Durchgang mit dem Strich ist zwar erst einmal ziemlich ungründlich, aber das macht nichts, weil der Feinschliff ja erst danach kommt. Der wiederum geht sehr leicht, wenn die Haare schon einmal gekürzt sind. Und auf einmal ist die Rasur nicht nur sanft, sondern auch gründlich. Das ist doch eine gute Antwort auf die Frage, oder?
Und es ist bestimmt auch Grund genug, mein Buch übers Rasieren zu lesen.
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